D.E.B.R.I.S Domination Enhanced Beyond Rule Induced Superiority

D.E.B.R.I.S ….. ist kein Spiel!

D.E.B.R.I.S Domination Enhanced Beyond Rule Induced Superiority – DEBRIS steht für eine extreme Form der Dominanz und Unterwerfung. Es entwickelte sich aus der CIS Spielart und sieht sich selbst als konsequente Weiterentwicklung von SSC und RACK hin zu einer umfassenden Betrachtung einer ganzen Lebensrealität, deren Bedeutungsumfang in der einzig verbliebenen Freiheit für einen Sklaven – zu gehen oder zu bleiben – als Singularität seiner selbst kumuliert.

Der Ursprung des Begriffs liegt ca. im Jahr 2002 und geht auf einen Schweizer D/S-Kreis zurück. Das Akronym DEBRIS bezeichnet dabei nicht zufällig Bruch, Trümmer, Müll – insbesondere auch im Zusammenhang mit den Überresten auf Schlachtfeldern. DEBRIS sieht sich selbst, als das was von einer Persönlichkeit bleibt, wenn in langen Kämpfen alle alten Strukturen und Gewissheiten eines Sklaven zerstört wurden.

D.E.B.R.I.S Domination Enhanced Beyond Rule Induced Superiority
Bildquelle: Pixabay

Auch heute noch übt DEBRIS eine eigentümliche Faszination auf BDSM interessierte Personen aus. Dabei geht es  weniger um die Bilder, die man noch im Internet finden kann oder die Fragmente der virtuellen DebrisX Community, die seit dem 31.01.2015 nicht mehr im Netz zu finden ist.

Es ranken sich seit dem eine Vielzahl von Geschichten um DEBRIS und dabei spielt es keine Rolle, ob man sich im Umfeld der deutschen Galionsfigur HW (Benutzername in der SZ) und seiner Sklavin 1010 bewegt hat oder es sich um Personen/Gruppen handelt, die die Idee von DEBRIS für sich aufgegriffen und perfide verbessert haben.

Es ist vielmehr das Extreme, die Methoden und die konsequente Umsetzung im D/s, die den BDSM Mainstream scheinbar zum einfachen Fetisch-Sex degradiert, das immer noch einige BDSMler scheinbar magisch anzieht.

Das Ganze wird über die Jahre immer noch befeuert von dem Schweizer Marc Landolt, der auf seinem Blog Teile der DebrisX Webseite archiviert hat. Seine Beweggründe haben sich mir nie erschlossen, zumal er keine BDSM Seite im Internet hat, sondern offen über seine schizophrene Krankheit und deren Verlauf auf seiner Webseite berichtet.

Die Sehnsucht nach Unterwerfung

Bereits zehn Jahre bevor  DEBRIS in der BDSM Szene öffentlich in Erscheinung getreten ist, beschrieb die Autorin und Journalistin  Karin Dietl-Wichmann in Ihrem Buch Hörigkeit (ISBN 3-453-04375-8) die Persönlichkeitsstrukturen und sexuellen Abweichungen im sexuell geprägten Sadomasochismus. Von der Lust an der Unterwerfung, die Sehnsucht nach Selbstaufgabe und sexueller Abhängigkeit – Fallbeispiele und Berichte von Betroffenen zusammen mit den Kommentaren eines Psychiaters und Psychoanalytikers.

Toxische Beziehungen, mit einer starken psychischen Abhängigkeit, sind bzw. waren keine Erfindung von DEBRIS. Sie haben mit DEBRIS nur einen Namen im BDSM bekommen. Neu ist jedoch, das durch DEBRIS Personen ganz gezielt in solche Beziehungen geführt  werden sollen.

Das Spiel mit der Macht

Aufgaben, Ausbildung und Rituale haben bei vielen Ihren festen Platz im D/s. Ganz nüchtern betrachtet, geht darum, das Gehirn des/der Subs z.B. in einer Session “auszuschalten” und je mehr verbale und physische Kontrolle man ausübt, desto leichter wird das gelingen. Als Spiel, Illusion oder Beziehungsmodell  und es spielt auch keine Rolle ob es nun SSC oder RACK ist, den die Basis bleibt die Einvernehmlichkeit, zwischen zwei Personen,  als zentrales und unverzichtbares Element im BDSM.

Es war vielleicht nur eine Frage der Zeit, wann einfache Rituale und Ausbildung durch fundierte psychologische Methoden zur unbewussten und gezielten Manipulation ausgetauscht wurden, um sich so eine “perfekte” Sub nach den eigenen Wünschen zu formen. Die entsprechenden Bücher und das Internet lieferten das notwendige Hintergrundwissen. Mit etwas Aufwand kann jeder interessierte die entsprechenden Manipulationstechniken, auch ohne Psychologiestudium, sich aneignen und perfektionieren.

Es ist deshalb nicht verwunderlich das im DEBRIS Handbuch, eine Literaturliste mit ca. 180 Büchern als Anhang existiert, die sich thematisch nicht nur psychologisch mit Masochismus bzw. Sadomasochismus, sondern ganz gezielt mit Themen zu Erziehung, Hörigkeit, Konditionierung und Manipulation bis hin zu Gehirnwäsche beschäftigen. Schnell wird klar, das die Personen hinter DEBRIS keine dumpfen Haudrauf waren, sondern intelligente Köpfe, die einen teuflischen Plan perfektioniert haben.

Glaube nicht alles, was Du denkst, Du weißt nicht, wer Dich konditioniert hat!

Der Begriff Konditionierung stammt aus der Lernpsychologie und beschreibt zusammengefasst ein Reiz-Reaktions-Verhalten. Wir unterscheiden zwischen klassischer und operanter Konditionierung, die sowohl bei Menschen als auch bei Tieren funktioniert. Konditionierung beginnt bereits im Kindesalter. Sie zieht sich weiter durch unser Leben, ohne dass wir sie bewusst wahrnehmen und oftmals nicht beeinflussen können.

Auch im BDSM und speziell im D/s wird auf Techniken der Konditionierung zurückgegriffen (bewusst oder unbewusst), um unser Gegenüber, den devoten Partner zu beeinflussen und in die gewünschte Richtung zu lenken, in Beziehungen aber auch in reinen Spielszenarien.

In DEBRIS erfolgt eine Konditionierung erst als 2. Phase, im Rahmen einer Abrichtung, den die direkte  Manipulation und Veränderung einer Person hat bereits stattgefunden. Dabei wird eine  völlige Persönlichkeitsänderung bzw. Zerstörung billigend in Kauf genommenen. Die dazu benötigten Manipulationen bzw. Techniken wurde bereits in der Vorphase der sogenannten Exploration ausgewählt. Die Exploration setzt dabei niemals auf einen zufälligen Erfolg, sondern baut auf nüchterner Planung und Strategie auf, die eine Erfolgsmaximierung versprechen.

Manipulation – der Weg in die Konditionierung

Exploration als Begrifflichkeit in DEBRIS bezeichnet die bewusste und gezielte Suche nach potenziellen Sklaven/Sklavinnen in der Vorphase, also weit vor der eigentlichen Konditionierung. Diese Suche zielt dabei in der Regel NICHT auf Personen, die bereits Teil der BDSM-Szene sind, sondern auf Menschen, die aufgrund persönlicher Disposition  für die Abrichtung geeignet scheinen.

Explorationsfelder sind, nach dem DEBRIS Handbuch dementsprechend, das persönliche Umfeld, bzw. die freie Wildbahn der Single Börsen!  Typische BDSM-Communitys sind dagegen für die Akquisition eines Sklaven oder einer Sklavin als noch zu formendes Wesen eher ungeeignet.

Es wird also ganz gezielt nach Opfern, Personen die nach Persönlichkeitstyp bzw. Persönlichkeitsstrukturen leicht zu manipulieren sind, gesucht um diese gezielt in eine  Hörigkeitsbeziehung zu führen.

D.E.B.R.I.S ist kein Spiel!

Auch, wenn es im DEBRIS die Regel vorhanden ist, das jede Form der Abrichtung oder Konditionierung nur mit ausdrücklicher Zustimmung aller Beteiligter und in voller Kenntnis der Risiken angewandt werden darf, ist es zu bezweifeln, das sich die betroffenen Personen über die Tragweite solcher Entscheidungen bewusst sind. Es steht der allgemeine Vorwurf im Raum, das beteiligte Personen bereits durch psychische Manipulation in eine DEBRIS Konstellation geführt werden.

Obwohl die Voraussetzungen für legitime BDSM-Handlungen klar sind, stellt sich bei DEBRIS schnell die Frage, inwieweit sich Handlungen im DEBRIS noch mit der allgemeinen Gesetzgebung vereinbaren lassen.

Sie auch

Rechtslage im BDSM

BDSM Lexikon: DEBRIS

Letzte Aktualisierung: 2022-04-25 08:31:57

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